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Die Bedeutung eines Gitarrenplektrums

Die meisten von uns E-Gitarristen benutzen Plektren. Einige Auserwählte (wie Jeff Beck) lassen das Plektrum eines Tages einfach weg und werden zu wahren Virtuosen, die praktisch alles nur mit den Fingern spielen können. Die übrigen Gitarristen verwenden das Plektrum entweder fast immer oder nur gelegentlich. Das Plektrum stellt die Verbindung zwischen der Anschlaghand und der Gitarre her, es ist quasi das Bindeglied. Deshalb ist es einer der wichtigsten, wenn nicht sogar der wichtigste Faktor, der unseren Spielstil beeinflusst.

Die glückselige Unwissenheit

Zunächst einmal: Wenn du deinem Plektrum bisher nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt hast, solltest du das unbedingt tun. Du wirst vielleicht feststellen, dass dir die Dinge, mit denen du bisher Schwierigkeiten hattest – wie das Spielen von Riffs oder Lead-Linien – viel leichter fallen, wenn du Plektren in verschiedenen Formen und Stärken verwendest. Ich kann es nicht oft genug betonen: Es ist genauso wichtig, verschiedene Plektren auszuprobieren, wie die richtige Gitarre für deinen Stil zu finden. Wir versuchen dir dabei zu helfen, indem wir dich auf Dinge hinweisen, auf die du achten solltest, aber wir können dir die Entscheidung nicht abnehmen. Plektren sind günstig und in allen möglichen Formen und Größen erhältlich. Also sei mutig, sei experimentierfreudig und probiere verschiedene Möglichkeiten aus!

Die Form

Der wichtigste Aspekt bei der Auswahl eines Gitarrenplektrums ist seine Form. Mit Form meinen wir sowohl die Gesamtform des Plektrums als auch die Form der Spitze.

Die Form des Plektrums beeinflusst das Spielgefühl. Größere Plektren liegen besser in der Hand und bieten mehr Reibung. Wenn du das Plektrum gerne mit dem ganzen Daumen und der Seite des Zeigefingers hältst oder einen Großteil davon außerhalb der Finger liegen lassen möchtest, ist das V-Picks Screamer eine gute Wahl. Falls du hingegen den Großteil des Plektrums zwischen den Fingern versteckst und nur die Spitze benutzt oder dir das Spielgefühl eines größeren Plektrums einfach nicht zusagt, wähle ein kleineres (zum Beispiel das Dunlop Jazz III).

Die Form der Plektrumspitze beeinflusst den Tonansatz und die Präzision beim Anschlagen. Es gibt sehr spitze, präzise Spitzen und breite, dicke Spitzen. Stell dir vor, du spielst Gitarre mit einer großen, runden Münze. Sie lässt sich zwar leicht über die Saiten schieben, aber aufgrund ihrer Größe hast du wenig Kontrolle darüber, welche Saiten du anschlägst. Würdest du hingegen mit einem Streichholz spielen, hättest du zwar eine erstaunliche Präzision (weil es klein und spitz ist), aber es wäre extrem schwierig, es über die Saiten zu ziehen. Plektren mit spitzen Spitzen ermöglichen eine hohe Präzision und Kontrolle über den Tonansatz, sind aber im Allgemeinen schwieriger über die Saiten zu führen; die Handgelenksbewegung muss dabei genau stimmen. Spieler, die solche Plektren bevorzugen, sind oft Shredder oder Metal-Gitarristen. Plektren mit abgerundeten Spitzen lassen sich leichter über die Saiten führen, sind aber nicht so präzise. Sie eignen sich hervorragend zum Strumming und für Rhythmusspiele.

Dunlop Prodigy Picks

Nicht immer ist ein spitzes Plektrum für schnelles Spiel optimal. Es hängt stark von deinem Spielstil, dem Winkel, in dem du das Plektrum hältst, und der Handgelenksbewegung ab. Beginne mit einem Plektrum mit abgerundeter Spitze und probiere verschiedene Linien, Licks und Riffs aus. Entscheide dann, ob du mehr Präzision oder eine entspanntere, abgerundete Spitze benötigst.

Die Dicke

Die Dicke des Plektrums beeinflusst Anschlag und Klang und hat den größten Einfluss auf seine Steifigkeit. Dünne Plektren eignen sich hervorragend für Rhythmusspiel, Akkorde lassen sich mühelos greifen. Sie haben jedoch wenig Attack und verbiegen sich leicht bei stärkerem Anschlag. Dünne Plektren (z. B. 0,6 mm) sind ideal für Anfänger beim Erlernen des Strummings. Etwas dickere Plektren (ca. 0,8–1,2 mm) bieten ein gutes Gleichgewicht zwischen Steifigkeit und Elastizität und eignen sich hervorragend für das allgemeine Spiel. Dickere Plektren (ca. 2 mm) werden aufgrund ihres sehr schnellen Anschlags und guten Rebounds oft von Leadgitarristen bevorzugt. Probieren Sie zum Beispiel das Dunlop Flow Jumbo.

Es gibt auch sehr dicke Plektren (3-4 mm und sogar noch mehr), falls Sie es etwas extremer mögen, vielleicht ein Dunlop Big Stubby?

Die Textur

Die Oberflächenbeschaffenheit des Plektrums beeinflusst die Reibung zwischen Plektrum und Fingern. Für besseren Halt oder bei schwitzigen Fingern kann ein Plektrum mit zusätzlicher Griffigkeit hilfreich sein, zum Beispiel Dunlop Max-Grip Plektren.

Das hat allerdings auch einen Nachteil: Das Plektrum fühlt sich fester an, daher beeinträchtigt mehr Grip die Bewegungsfreiheit, wenn man es gerne etwas zwischen den Fingern hat. Einige Hersteller, wie beispielsweise Rombo Picks, verwenden unterschiedliche Oberflächenstrukturen, um den Grip zu verbessern, aber gleichzeitig eine gewisse Flexibilität zu ermöglichen.

Dunlop Max Grip Matt Heaffy Signature Pick

Das Material

Plektren werden heutzutage aus verschiedenen Materialien hergestellt – von Kunststoff über Plexiglas, Keramik, Glas, Holz und Metall bis hin zu anderen. Das verwendete Material hat einen erheblichen Einfluss auf den Klang und die Haltbarkeit des Plektrums (oder der Saiten). Wählt man ein sehr weiches Material (Holz oder leichten Kunststoff), kann sich das Plektrum schnell abnutzen. Das kann aber auch ein Vorteil sein – das Plektrum lässt sich dann weicher spielen. Außerdem ist der Klang weicherer Materialien eher sanft und eignet sich gut für alle, die jazzige oder bluesige Sounds bevorzugen.

Harte Materialien wie Glas oder Metall erzeugen sehr ausgeprägte, helle Töne und einen schnellen Anschlag. Durch die starke Reibung können sie außerdem die Saiten abnutzen.

Graphtec TUSQ ist ein sehr interessantes Material. Es ist leicht und angenehm weich, erzeugt aber dennoch helle, glasklare Töne. Definitiv eines der besten Plektrummaterialien.

GraphTec TUSQ-Auswahl

Sie haben die Wahl.

Plektren sind günstig und in riesiger Auswahl erhältlich. Geh einfach in deinen Gitarrenladen und kauf dir 10–20 Stück, möglichst unterschiedliche, und probier sie nacheinander aus, wobei du die oben genannten Faktoren bewusst berücksichtigst. Eine tolle Möglichkeit, eine große Vielfalt auszuprobieren, ist das Rombo Variety Pack mit 12 verschiedenen Modellen. Rombo Gitarrenplektren-Sortiment

Versuche, deine Favoriten auf 3–5 zu beschränken und jedem einzelnen mehr Zeit zu widmen. Spiele deine Lieblingslieder und nutze sie beim Üben. Wechsle immer wieder hin und her, aber gib jedem Lied genügend Zeit, bis du das perfekte gefunden hast.

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